Künstliche Knappheit:

Einleitung: Der Mythos der 21 Millionen

Was fast niemand über Bitcoins tatsächliches Angebot sagt

Bitcoin ist das Symbol für digitale Knappheit. Kein Drucken wie bei Euro oder Dollar. Keine Inflation auf Knopfdruck. Nur: 21 Millionen Coins. Punkt.

Diese Zahl ist heilig. Sie ist das Fundament für Preisprognosen, für das “digitales Gold”-Narrativ, für das Versprechen der Unabhängigkeit.

Aber was wäre, wenn diese Zahl eine Lüge ist?

Nicht weil jemand den Code geändert hätte. Sondern weil Menschen Fehler machen. Wallets verlieren. Passwörter vergessen. Ohne Notfallplan sterben.

Über 20 % aller Bitcoins sind für immer verloren. Unwiederbringlich. Weg. Nicht verbrannt – aber digital versteinert.

Und trotzdem redet kaum jemand darüber.

In diesem Artikel schauen wir hinter den Vorhang. Wir sprechen über die künstliche Knappheit von Bitcoin – was das für den Preis bedeutet, warum es die ganze Narrative verändert und weshalb es Zeit ist, das Thema auf den Tisch zu bringen. Ganz im Sinne von frei & unabhängig.

Wie gehen Bitcoins eigentlich verloren?

1.1 Private Keys vergessen

Wenn du den Schlüssel zu deinem Haus verlierst, kannst du den Schlüsseldienst rufen. Bei Bitcoin? Keine Chance.

Ohne Private Key – kein Zugriff. Kein Backup? Kein Bitcoin.

Beispiel: Stefan Thomas – ein Programmierer, der sein Passwort zu einer IronKey-Festplatte mit über 7.000 BTC vergessen hat. Heute: wert über 700 Millionen Dollar. Weg.

1.2 Hardware entsorgt

Früher, als Bitcoin noch Centbeträge wert war, haben Leute auf ihren Laptops geschürft – und die Dinger später weggeschmissen. Inklusive Wallets.

Promi-Beispiel: James Howells aus Wales. 8.000 BTC auf einer alten Festplatte – die heute auf einer Mülldeponie liegt.

1.3 Tod ohne Plan

Viele Bitcoin-Besitzer sterben – ohne jemandem ihren Seed zu geben. Kein Testament. Kein Zugriff. Kein Coin.

1.4 Absichtlich verbrannt

Manche senden BTC absichtlich an Adressen ohne private Schlüssel. Um etwas zu beweisen. Um Coins zu “vernichten”. Klingt verrückt – passiert aber.

Die echte Bitcoin-Menge – ein Mythos

Wenn man diese verlorenen Coins rausrechnet, sieht das Angebot anders aus:

KategorieSchätzung
Maximal möglich21.000.000 BTC
Bereits gemined~19.700.000 BTC
Dauerhaft verloren~4.200.000 BTC
Tatsächlich nutzbar~15.500.000 BTC

Das bedeutet: Nur rund 74 % der Coins sind tatsächlich nutzbar. Und selbst davon liegt ein großer Teil in “toten Händen” – bei Whales, HODLern oder institutionellen Wallets, die nie verkauft werden.

Und trotzdem reden Analysten, Influencer und Medien weiter von 21 Millionen. Als wäre Bitcoin perfekt. Spoiler: Ist es nicht.

Warum künstliche Knappheit ein echtes Problem ist

Marktwert falsch berechnet

Der sogenannte Marktwert (Marktkapitalisierung) wird so berechnet: Preis × Anzahl Coins. Aber wenn Millionen Coins tot sind, ist diese Zahl künstlich aufgeblasen.

Ein Bitcoin bei 100.000 € mit 21 Mio. Coins ergibt 2,1 Billionen € Marktkapitalisierung. Aber bei nur 15 Millionen real verfügbar? Ein ganz anderes Bild.

Mehr Volatilität

Weniger Coins im Umlauf = weniger Liquidität = stärkere Preisschwankungen. Wenn morgen ein paar große Investoren kaufen oder verkaufen, wackelt der Markt gewaltig.

Dezentralisierung? Nicht ganz.

Bitcoin ist dezentral – theoretisch. Aber:

  • Millionen Coins sind verloren,
  • Whales halten riesige Mengen,
  • Börsen kontrollieren große Wallets.

Heißt: Die Macht ist stärker konzentriert, als viele glauben.

Das psychologische Dilemma

Bitcoin ist mehr als Technik. Es ist eine Kultur. Ein Narrativ. Eine Bewegung. Und die künstliche Knappheit beeinflusst die Psyche.

HODL als Selbstschutz

“Buy and HODL” ist fast religiös. Warum? Weil der Mythos der 21 Millionen existiert. Aber wenn schon 20 % futsch sind, basiert das ganze HODL-Narrativ auf einem Fehler.

Man klammert sich daran – als Verteidigung gegen die Wahrheit.

Angst vor Verlust = keine Nutzung

Bitcoin wurde als Geld gedacht. Aber die Angst, es zu verlieren, macht daraus ein Tresorgut. Kaum einer nutzt BTC im Alltag. Warum? Weil ein Fehler alles kosten kann.

Das hemmt Innovation, Adoption – und die Vision von Satoshi.

Warum spricht keiner darüber?

Die Maximalisten schweigen

Viele Bitcoin-Maximalisten dulden keine Kritik. Die 21-Millionen-Grenze ist heilig. Wer das anzweifelt, gilt schnell als Ketzer.

Wirtschaftliche Interessen

Alle profitieren von der Knappheit:

  • Early Adopter sehen den Preis steigen.
  • Börsen verdienen an Volumen.
  • Medien verkaufen Klicks.

Ein ehrlicher Blick auf verlorene Coins bringt Unsicherheit. Und Unsicherheit ist schlecht fürs Geschäft.

Kein Chef, kein Statement

Bitcoin hat kein Büro. Keine PR-Abteilung. Keine “Zentrale”, die sagt: “Hey, Leute – wir haben da ein Problem.”
Also bleibt alles beim Alten.

Was bedeutet das langfristig?

Angebotsdruck

Wenn zu viele Coins verschwinden, wird’s eng. Bei größerer Nachfrage könnte das Netzwerk überlastet sein. Hohe Gebühren, schlechte Nutzererfahrung – wie wir sie in früheren Bullruns schon erlebt haben.

Zukünftige Forks?

Was passiert, wenn der letzte Block 2140 geschürft ist, kaum noch Transaktionen passieren und 25 % der Coins futsch sind?

Könnte es Diskussionen geben, neue Coins zu erzeugen? Oder verlorene Coins “zurückzuholen”? Technisch kaum möglich. Philosophisch? Eine Katastrophe.

Was tun?

Coins zurückholen? Unmöglich.

Man kann nicht sicher sagen, ob ein Coin verloren ist – oder nur “schläft”. Und ein Mechanismus zur Wiederherstellung würde das ganze Bitcoin-Konzept zerstören.

Wallet-UX verbessern

Die Zukunft liegt im Verhindern von Verlusten:

  • Besseres UI für Wallets
  • Integrierte Erbschafts-Optionen
  • Multi-Sig für Familien
  • Bildungsarbeit – nicht nur “Number Go Up”

Neue Metriken

Einige kluge Köpfe nutzen schon alternative Werte:

  • Realized Cap – basiert auf Kaufpreisen
  • Illiquid Supply – zeigt ruhende Coins
  • Effective Circulating Supply – realistisches Angebot

Diese Modelle bringen mehr Klarheit – und sollten Standard werden.

Fazit: Die Angebots-Illusion

21 Millionen. Diese Zahl ist das Bitcoin-Mantra.

Aber die Realität ist: Nur etwa 15 bis 16 Millionen BTC sind wirklich nutzbar. Und jedes Jahr verschwinden weitere.

Das bedeutet: Der Markt ist enger als gedacht. Die Volatilität höher. Die Knappheit real – aber nicht so “clean”, wie wir glauben.

Es ist Zeit, die künstliche Knappheit nicht mehr zu ignorieren. Nicht um Bitcoin schlechtzureden – im Gegenteil. Sondern um realistisch zu bleiben, während wir dieses neue Geldsystem wachsen sehen.

Denn wahre Freiheit kommt nicht durch Verdrängung. Sondern durch Transparenz, Aufklärung – und radikale Ehrlichkeit.

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